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Hedgefonds werden von der Politik exorziert

Der Vertrieb von Hedgefonds an Privatanleger in Deutschland soll verboten werden. Aus Sicht von apano ist dies ein schieres Wahlkampfmanöver zur Vorbereitung der Bundestagswahl 2013.

Der Vertrieb von Hedgefonds an Privatanleger in Deutschland soll verboten werden. Aus Sicht von apano ist dies ein schieres Wahlkampfmanöver zur Vorbereitung der Bundestagswahl 2013.

Nach dem Willen der Bundesregierung soll es in naher Zukunft in Deutschland für Privatanleger nicht mehr möglich sein, in Hedgefonds zu investieren. Das besagt die zweite Fassung des Entwurfs zum AIFM-Umsetzungsgesetz. Dies schließt ausländische Hedgefonds mit ein, die in Deutschland nur noch an professionelle oder semi-professionelle Anleger verkauft werden sollen. Auf der Webseite des Deutschen Bundestages heißt es zu dem Thema: „Die Regierung will Hedgefonds für Privatanleger verbieten.” Zuletzt hatte Vorstandsmitglied der CDU/CSU-Fraktion und Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses Hans Michelbach in der Bundestagsdebatte ebenfalls ein Hedgefondsverbot verkündet. Das erklärte Ziel: Privatanleger vor besonders risikoreichen Anlagen schützen. „Dies ist ein Wahlkampfmanöver zur Vorbereitung der Bundestagswahl 2013“, urteilt Markus Sievers, geschäftsführender Gesellschafter von apano. „Der Begriff Hedgefonds soll hier exorziert werden.“ Sievers zufolge sei das Argument, Kleinanleger zu schützen, nicht plausibel. Derzeit gelte, dass Anbieter von Single-Hedgefonds gegenüber Privatanlegern nicht werben dürfen. Der Vertrieb darf außerdem ausschließlich über das sogenannte Private Placement erfolgen. Zudem bliebe unberücksichtigt, dass Hedgefonds in Deutschland überwiegend in Form von Zertifikaten und UCITS-Fonds vertrieben werden. „Nach dem AIFM-Umsetzungsgesetz wird es deutschen Privatanlegern weiterhin möglich sein, in Hedgefonds zu investieren und das ist auch gut so,“ so Sievers. Die Regierung verbiete mit dem AIFM-Gesetz nicht etwa, wie behauptet, den Vertrieb von Hedgefonds in Deutschland, sondern vielmehr das Betreiben und den Verkauf von deutschen Hedgefonds. Sievers: „Was hier als Anlegerschutz propagiert wird, ist in Wirklichkeit eine einseitige Beschränkung der deutschen Volkswirtschaft.“

Sievers kritisiert zudem, dass der Entwurf zum AIFM-Umsetzungsgesetz den Begriff „Hedgefonds“ stark verkürzt verwendet. Ob und welche Risiken die vielen darunter zusammengefassten Strategien beinhalten, bliebe unberücksichtigt. Das werde der Komplexität dieser Anlageform in keiner Weise gerecht. Diese Komplexität allerdings habe dazu beigetragen, dass sich das Vorurteil, Hedgefonds seien besonders risikoreich, schon lange vehement hält. Dabei sei sie nachweislich falsch. Dies zeige ein einfacher Blick auf die durchschnittlich niedrigere Volatilität von Hedgefonds im Vergleich zu Aktien. „Ziel eines Hedgefonds ist es nicht, sich unbotmäßig zu bereichern, sondern unter Berücksichtigung von steigenden und fallenden Kursen Kundengelder risikooptimiert anzulegen – und zwar breit gestreut über viele Anlageklassen.“ Im Übrigen wurde laut Sievers 2004 bei der Einführung des Investmentmodernisierungsgesetzes ausdrücklich darauf verzichtet, den Begriff „Hedgefonds“ im Gesetzestext zu verwenden. Zur Begründung hieß es damals: „Wegen der Bandbreite der mit „Hedge Fund“ bezeichneten Produkte zugrunde liegenden Merkmale wäre es auch nicht zielführend zu versuchen, eine Definition zu entwickeln.“

Ein Instrument in der Anlagephilosophie von Hedgefonds ist der Leerverkauf. Ein Verbot ist ebenfalls in dem 2. Entwurf der AIFM-Richtlinie vorgesehen, da dieser maßgeblich zu den Verwerfungen an den Finanzmärkten beitrage. An der aktuellen Finanzkrise seien Sievers zufolge allerdings nicht die Hedgefonds schuld – die Krise sei im hochregulierten Bankensektor entstanden. Gleichzeitig hätte die Wissenschaft inzwischen in mehreren Studien eindeutig nachgewiesen, dass ein Verbot von Leerverkäufen die Märkte sogar destabilisiert.

Vor 9 Jahren wurden Hedgefonds in Deutschland zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Insbesondere seit dem berühmten Heuschrecken-Interview des damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering haben sie mit Imageproblemen zu kämpfen. Während in Deutschland so gut wie keine Hedgefonds existieren, zeichnet der globale Blick ein anderes Bild: In einem jährlichen Bericht stellt die Deutsche Bank AG heraus, dass das weltweite Anlagevolumen von Hedgefonds 2013 stark ansteigen und ein Rekordniveau erreichen wird. Das weltweite Vermögen wird Prognosen zufolge auf 2,5 Billionen Dollar anwachsen. Die Restriktionen des geplanten Gesetzes erschweren laut Sievers deutschen Investoren dabei die Zugänge zu den besten Alternativ-Investment-Produkten.

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