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apano-Stimmungsindex

der derzeit aggressivste Falke im Präsidium der US Notenbank ist James Bullard.

der derzeit aggressivste Falke im Präsidium der US Notenbank ist James Bullard. Der Notenbankgouverneur von St. Louis vertritt die Meinung, dass die FED ihren Leitzins wohl bis in das Jahr 2024 hinein auf über 5% halten müsse, um die Inflation erfolgreich unter Kontrolle zu bringen. Da an den Börsen mit einer Zinssenkung gegen Ende 2023 gerechnet wird, kam diese Aussage nicht gut an. Die US-Aktienmärkte schlossen nach deutlichen Abgaben nahe des Tagestiefs.

Heute früh indes zeigen sich die globalen Märkte stabil. Einen stark positiven Impuls setzte dabei China. Chinas Wertpapieraufsichtsbehörde hat die Hilfen für den Immobiliensektor erneut ausgeweitet:

Börsennotierte Unternehmen dürfen nun wieder Aktien ausgeben und fusionieren. Zudem dürfen sie sich jetzt wieder über nicht-öffentliche Emissionen umstrukturieren und refinanzieren. Die Branche reagierte mit einem satten Kursaufschlag, was auf den gesamten chinesischen Markt übersprang. Der Hang Seng Tech Index legte 7% zu. Da der schwächelnde Immobiliensektor neben Covid das größte Sorgenkind der chinesischen Börse ist, hilft diese innerhalb weniger Tage zweite massive Maßnahme, das Vertrauen der Investoren in China zu stärken. Zudem kommt gut an, dass die chinesische Gesundheitsbehörde „optimierte Maßnahmen“ vorgestellt hat. So soll u.a. bei einem Covid-Ausbruch nicht mehr eine gesamte Wohnanlage unter Quarantäne gestellt werden, sondern lediglich die Wohnung der betroffenen Person/en. Angeblich soll es auch keine unverhältnismäßigen Fabrikschließungen bzw. Produktionsstillegungen mehr geben. Zudem soll die Impfquote der älteren Menschen zügig erhöht werden. Last but not least stimulierte auch der Rückgang der Zahlen bei den Neuinfektionen.

 

Von dieser Entwicklung profitieren heute früh die Rohstoffwerte, deren Sektorenindizes führen aktuell den STXE 600 an. Dass an die Aktienmärkte momentan kein frisches Geld fließt, zeigt sich an der erneuten Branchenrotation. Die Verlierer von gestern – Basic Resources und Einzelhandel – klettern heute, dafür sind die meisten anderen Sektoren aktuell leicht im Minus. Die Anleger warten insbesondere nun auf die Entwicklung der Verbraucherpreise in Euroland. Der Wert wird morgen veröffentlicht und auf ca. +10,6% im Jahresvergleich prognostiziert. Die Investoren hoffen, dass damit dann Peak Inflation – also der Höhepunkt der Dynamik der Preissteigerungen - überschritten ist. Das Ergebnis gilt als relevant für die EZB-Sitzung im Dezember, wo derzeit eine Erhöhung der Leitzinsen um 0,5% eingepreist ist. Heute Nachmittag kommen bereits die Zahlen aus Deutschland, die als wichtiger Vorbote gelten.

 

An den globalen Anleihemärkten gehen die Renditen der Langläufer erneut leicht zurück. Zum ersten Mal in diesem Jahrtausend ist nun die Renditekurve der weltweiten Anleihemärkte invers, d.h., langlaufende Papiere werfen mehr ab als kurzlaufende. Dies wird von den allermeisten Beobachtern als klares Anzeichen einer Rezession in 2023 gedeutet. Ich sehe jedoch auch eine ganz andere Interpretationsmöglichkeit als realistisch an: Kurzläufer sind Notenbank gesteuert, deren Renditen steigen also fast automatisch, wenn die Leitzinsen angehoben werden. Langläufer spiegeln dies wider, jedoch ergänzt um Konjunktur- aber auch Inflationserwartungen. Vielleicht ist der eigentliche Haupttreiber hinter der Nachfrage nach Langläufern nicht Rezessionsangst, sondern die Erwartung auf mittelfristig massiv fallende Inflationsraten? Dann wäre diese Kurve nichts, was Sorgen bereiten müsste, sondern im Gegenteil ein starkes Fanal der Hoffnung.